„Heute ist das neue Morgen“ – Einblick in die Möglichkeiten der virtuelle Schulungs-und Workshop-Welt. Ein Werkstattbericht eines Besuchs bei blanx.de

Vor ein paar Tagen durfte ich mit einer Gruppe von Geschäftsführern und Vorständen einen Einblick in die virtuelle Welt für Präsentationen, Workshops und digitale Schulungen nehmen. 
Michael Gairing von Blanx, ein Unternehmen das sich auf Digitale Visualisierung spezialisiert, hat uns in einer mehr als einstündigen Führung und Demonstration einen Einblick gegeben, was heute bereits mit VR-Brille, Controllern und einem virtuellen Seminarhaus an Tagungen und Workshops möglich ist.
In seiner Anwendung RAUM „beamen“ wir uns in verschiedene virtuelle Räume. Die Technologie ermöglicht es, sich in einem gemeinsamen Lern- und Arbeits-RAUM zu erleben. Gegenstände können dreidimensional bewegt, mit Stiften kann gemalt und geschrieben werden, Videos können eingespielt werden, Präsentationen gezeigt und anschließend miteinander besprochen werden.
Unternehmenskennzahlen werden dreidimensional erfahrbar gemacht, und so viel intuitiver verständlich gemacht. Anders als die gewohnten Statusberichte mit nackten Kennzahlen werden Statusmeeting zu Projekten oder der aktuellen Geschäftslage damit zum Event. 

Wir waren allesamt erstaunt, wie leicht und unkompliziert der Zugang in die virtuelle Welt geworden ist. Aber seht selbst: hier eine kleiner Videoausschnitt.

https://www.dropbox.com/s/4768os5el1wkwji/RAUM_DrWittmann.mp4?dl=0





Die Reaktionen meiner Teilnehmer waren durchweg positiv, hier ein paar Stimmen:
„überwältigend“, „fantastisch“, „total begeistert“, völlig geplättet“ „ist schon sehr abgespaced“.

Selbst wenn wir in der virtuellen Welt noch nicht unsere eigenen Gesichter sehen und realen Blickkontakt aufnehmen können, ist es allen Teilnehmern so ergangen, dass wir nach ca. 15 Minuten ein echtes Erlebnis von unmittelbarer Begegnung hatten. Die Avatare bewegen sich wie die tatsächliche Person, sie sprechen die Sprache des echten Menschen. Das lässt einen nach einer Zeit vergessen, dass es sich um Kunstfiguren handelt.

Wir halten Euch auf dem laufenden.

Gerhard Wittmann & Michael Gairing 

Digitale Seminare, Digitale Workshops – worauf ist zu achten, damit es für die Teilnehmer zum erfolgreichen Lernerlebnis wird?

Seit einigen Wochen mache ich – ausgelöst durch die Corona-Krise – als Managementtrainer und -berater Erfahrungen mit digitalen Veranstaltungen. Meine bisher als Präsenzkurse durchgeführten Seminare konnte ich in dieser Form nicht mehr durchführen, daher habe ich sie mit erfahrenen Experten auf diesem Gebiet, Lisa Ohneberger und Marcel-André Geffé in ein digitales Angebot umgebaut. Hier ein erster Erfahrungsbericht:

Aus den Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaften wissen wir, dass Lernen dann stattfindet, wenn im Gehirn Botenstoffe ausgeschüttet werden, die aufgrund starker emotionaler Erlebnisse entstehen. Wenn Lerninhalte nicht mit Emotionen verbunden werden, kann kein nachhaltiges Lernen stattfinden. Das Gehörte bleibt nicht haften, wir vergessen es wieder und das Gehirn schafft schnell wieder Platz für wichtigeres. Über dieses Wissen verfügten  auch schon die „alten“ Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi, Maria Montessori oder Eduard Spranger.
Das Verbinden von emotionalen Erlebnissen und Lerninhalten wird in Präsenzveranstaltungen wie z.B. bei Managementtrainings vor allem dadurch gewährleistet, dass der Trainer die Teilnehmer begeistern und mitreißen kann, und dass er im Kurs einen hohen Praxisbezug sicherstellt. Somit werden die Lerninhalte von den Teilnehmern unmittelbar sofort verwertbar. In erlebnisorientierten Rollenspielen werden die Teilnehmer gechallenged. Individuelles Feedback mit Fokus auf die Stärken der Teilnehmer kräftigt deren Selbstbewusstsein und das sichere Auftreten.
Meines Erachtens sind das auch zentrale Aspekte, die im digitalen Training besonders berücksichtigt werden müssen.

Warum?

  • Die technischen Möglichkeiten, die digitale Konferenzen wie Zoom oder MS-Teams und kollaborative Tools wie z.B. Miro bieten, verführen die Trainer im Prinzip dazu, viel zu viele Inhalte reinzupacken –
    „Datenmenge ist in der Cloud ja kein Problem“ 
  • Daraus ergibt sich die  Gefahr, dass Trainer, ähnlich wie bei einer schlechten Vorlesung von einem Punkt zum nächsten hetzen.  Die Teilnehmer verlieren sich in den vielen Inhalten, es kommt zum informationellen Overload. Am Ende bleibt bei den Teilnehmern nicht viel mehr zurück als Kopf- und Nackenschmerzen.

Teilnehmer bewerten ihre erfolgreiche Teilnahme auch bei einem digitalen Kurs daran, nicht an der Quantität der Inhalte, sondern daran, ob es ihnen persönlich und/oder beruflich etwas gebracht hat. Daher sind meines Erachtens die nachgenannten 5 Punkte zentral, um den Erfolg von digitalen Schulungen sicherzustellen:

1. Das Erlebnis vom gemeinsamen Lernen und Entwickeln muss im Zentrum stehen
Die Inhalte, die vermittelt werden, müssen anschaulich und praktisch erfahrbar gemacht werden. Der unmittelbare Praxisbezug – Das „Lernen wie es geht“ steht im Vordergrund! Wissen, dass ich nicht sofort umsetzen, kann ich mir auch danach eigen, ich kann es nachlesen oder mir in einem Video mehrfach ansehen. Die Teilnehmer erleben sich vor dem Bildschirm vor allem zuhörend und aufnehmend. Aktiv werden Sie erst, wenn sie selbst was tun, daher ist darauf zu achten, dass Interkation mit dem Trainer aber auch unter den Teilnehmern stattfinden.
Das kollaborative „Miteinander-Bauen“ wird als intensive Begegnung mit den anderen Teilnehmern mit dem Trainer und den Inhalten erlebt. 

2. Digitales Mindset alleine reicht nicht aus
Trainer für digitale Schulungen brauchen selbstverständlich ein digitales Mindset. Allerdings wird dies alleine nicht reichen. Es braucht viel didaktisches Geschick, Sensibilität für die unterschiedliche Lerngeschwindigkeit der Teilnehmer und Humor. Digitales Training muss Spaß machen, sonst ergeht es den Teilnehmern wie gelangweilten Fernsehzuschauern, sie dösen einfach weg. Es geht vielmehr darum, die digitale Expertise mit psychologischem und pädagogischem Knowhow, mit Methodenwissen aus der neuen Arbeitswelt und mehrjähriger Workshop-Erfahrung in Einklang zu bringen. Wie in Präsenztrainings auch ist die persönliche Beziehung zwischen Lerner und Lernbegleiter entscheidend dafür, dass Teilnehmer sich auf die Lernsituation wirklich einlassen und mit Begeisterung lernen können.

3. Raum für vertrauensvollen, offenen Austausch ermöglichen
Da der unmittelbare Kontakt zwischen den Teilnehmern fehlt, braucht es Raum für den Erfahrungsaustausch zwischen den Lernenden. Trainer sind hier gefordert mit geschickten Fragen und Gespür für die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Teilnehmer das Vertrauen unter den Teilnehmern wachsen zu lassen und für einen offenen vertrauensvollen Austausch untereinander zu sorgen.

4. Mehr Pausen, um das Gelernte besser zu verdauen
Wie in Präsenzveranstaltungen auch ist die Lernkapazität von Teilnehmern in digitalen Formaten ebenfalls beschränkt. Digitales Arbeiten erfordert hohe Konzentration des Geistes. Daher sind häufigere Pausen hilfreich, um das Gelernte zu festigen.

5. Technik und Tools 
Selbstverständlich hat auch die eingesetzte Technik und die ausgewählten Software-Tools Einfluss auf den Lernerfolg der Teilnehmer.  Dabei ist für den Lernerfolg entscheidend, dass intuitiv anwendbare Tools genutzt werden, die die Teilnehmer in der Anwendung nicht überfordern, Inhalte gut visualisieren und Spaß machen. Wenn ich mir die Softwarelandschaft so anschaue, dann gibt es zwar viele Tools, von denen sind aber kaum welche mit dem Ziel entwickelt, den Lernerfolg zu steigern. Entscheidend scheint mir zu sein, die zur Verfügung gestellten Boards wie z.B. bei Miro, so zu bauen, dass die Aspekte, die den Lernerfolg positiv beeinflussen, sehr gut abgebildet werden. Insofern lässt das für mich nur den Schluss zu, dass die Tools eben doch einen sehr großen Einfluss haben, zumindest was die Möglichkeiten angeht, die wichtigen Effekte abzubilden, die den Lernerfolg positiv beeinflussen.

Wenn es „die da oben“ nicht mehr gibt…

Immer wieder hört und liest man von Unternehmen, die neue Organisationsformen ausprobieren. New Work – Holocracy – Arbeit 4.0 und so weiter.
Leider gibt es immer noch zu wenig Praxisberichte, die zeigen – was geht und was nicht geht.
Hier ein Beitrag eines jungen IT Unternehmens

https://www.zukunftderarbeit.de/2019/10/07/wie-arbeitet-es-sich-ohne-management/

Mit Lego Serious Play einen kreative Ideenfindungsprozess ermöglichen

Teams in Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe auf die Herausforderungen der VUCA-Welt schnell und kreativ zu begegnen. Unternehmen investieren viel Zeit und Geld die Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen. Meine Erfahrung ist, dass In vielen Workshops und Meetings Teilnehmer oft endlos und wenig produktiv diskutieren. Diejenigen, die gewohnt sind sich zu präsentieren, nehmen viel Raum ein, auch wenn deren Ideen oft wenig inspirierend sind. Diejenigen, die aber wirklich gute Vorschläge haben kommen zu kurz, oder haben nicht genug Zeit ihren Ratschlag auszuführen. Deren Potential geht unter.
Hier hilft Lego Serious Play. Motto: Zuerst die verschiedenen Vorschläge als Lösungen „bauen“, dann miteinander sprechen. Hier ein Video wie dies gelingen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=1aCxrcX5ifw



Apfel. Zukunft. Achtsamkeit.Führung 4.0

https://www.akademiesued.org/bildungsangebote/fachtage/detailseite/seminar/3330400.html

Gemeinsam mit Jürgen Boss werde ich auf diesem Gesundheitskongress in Heidelberg am 24.0 April mit einem eigenen Beitrag zum Thema „Leistungssteigerung und Regeneration“ vertreten sein.

Das Thema „gesundes Arbeiten“ und „psychische Gesundheit“ gewinnt seit einigen Jahren deutlich an Wichtigkeit. In zwei Abhandlungen möchte ich mich hier diesem Thema annähern. Der erste Teil dient dem Aufzeigen der Faktenlage und der möglichen Hintergründe. In einem zweiten Teil stelle ich praktische Möglichkeiten für Unternehmen und Mitarbeiter vor.

Was gibt es an aktuellen Fakten zu Burnout und Depression, wie lässt sich der enorme Anstieg an psychischem Leiden in der postmodernen Leistungsgesellschaft erklären? Allein schon die Zahlen geben deutliche Hinweise, dass wir dringenden Handlungsdruck haben. Hier eine kleine Auswahl:

Fokus auf Welt:

Die WHO Studie von 2017 geht davon aus, dass weltweit ca. 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind. D.h. mehr als 4,4 % der Welt­bevölkerung und 18 % Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. http://www.oecd.org/els/emp/49227189.pdf

Fokus auf Europa:

Fast 40 % der Europäer sind psychisch krank. Mehr als 160 Millionen Europäer leiden an einer psychischen Krankheit, nur eine Minderheit wird laut einer aktuellen Studie rechtzeitig behandelt. Den Schaden für die Volkswirtschaften schätzen die Forscher auf eine dreistellige Milliardenhöhe – pro Jahr. Das waren Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlerteam um Hans Ulrich Wittchen von der Technischen Universität Dresden.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-fast-40-prozent-der-europaeer-sind-psychisch-krank-a-784400.html

Zur Situation in Deutschland:

Zunächst noch einmal die WHO-Studie von 2017. Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf 4,1 Millionen, das sind 5,2 % der Bevölkerung. Diese Schätzungen gehen auf eine Studie zurück, die in mehreren europäischen Ländern parallel durchgeführt wurde (Alonso et al., 2004).

http://www.oecd.org/els/emp/49227189.pdf

Einer Studie der Techniker Krankenkasse (2016) zufolge fühlen sich 60% der Deutschen ge­stresst und jeder dritte fühlt sich oft ausgebrannt

Aus dem DAK Gesundheitsreport von 2017 geht hervor:

  • Bei den zehn wichtigsten Krankheitsarten an den AU-Tagen liegen „Psychische Erkrankungen“ auf Platz zwei.
  • Jeder zehnte Arbeitnehmer leidet unter schweren Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Erschöpfung
  • Die Zahl der Fehltage, wegen psychischen Erkrankungen hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht.

https://www.dak.de/dak/download/gesundheitsreport-2017-1885298.pdf

Einer Studie der Barmer Ersatzkasse 2016 zufolge leidet jeder Vierte im Alter zwischen 18 und 25 Jahren an psychischen Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder Panikattacken. „Allein in den Jahren 2005 bis 2016 ist die Zahl der betroffenen 18- bis 25-Jährigen in Deutschland über alle Diagnosen hinweg um 38 Prozent von rund 1,4 Millionen auf insgesamt 1,9 Millionen gestiegen“, sagte der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/depressionen-jeder-vierte-junge-mensch-hat-psychische-probleme-15462273.html

Nach einer OECD-Gesundheitsstudie von 2013 verdoppelte sich innerhalb von 11 Jahren (2000 – 2011) der Konsum von Antidepressiva. Die Menschen in den 33 am höchsten entwickelten Ländern der Welt schlucken mehr und mehr Tabletten. Im Schnitt der 33 OECD-Länder stieg beispielsweise der Konsum der medizinisch umstrittenen Antidepressiva zwischen dem Jahr 2000 und 2011 von 35 auf 56 tägliche Dosen pro 1000 Einwohner. Das geht aus dem von der OECD veröffentlichten Bericht „Gesundheit auf einen Blick“ 2013 hervor.

http://www.oecd.org/els/emp/49227189.pdf

Was sind die Gründe für diese Situation? Das Robert Koch Institut stellt in einer Studie von 2011/12 die Anforderungen und Belastungen der heutigen Arbeitswelt zusammen. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/maennerbericht/kapitel_4_arbeit_gesundheit.pdf?__blob=publicationFile

Demnach sind die Herausforderungen in der Arbeitswelt sind insgesamt massiv gestiegen. Über 50 % der Männer und Frauen sehen einen Grund für ihre psychischen Symptome allein schon in dem starken Termin- und Leistungsdruck in ihrer Arbeitswelt und/oder darin, dass sie gleichzeitig sehr unterschiedliche Aufgaben zu erledigen haben. Auch in meinen Managementtrainings beklagt sich ein großer Teil der Teilnehmer darüber, dass sie kaum noch Möglichkeiten fänden, sich auf ihre Aufgaben wirklich zu konzentrieren. Die Phänomene werden in der Arbeitspsychologie schön viele Jahre im Zusammenhang mit Stress und Überforderung diskutiert.

In einigen neueren Schriften zeitgenössischer Soziologen und Philosophen wird unsere erschöpfte Leistungs-Gesellschaft sehr anschaulich als eine Müdigkeits- und Burnoutgesellschaft beschrieben. (Byung-Chul Han.: Müdigkeitsgesellschaft. Burnoutgesellschaft. Hoch-Zeit. 2016, vlg. für die Analyse der französischen Gesellschaft auch Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst 2004., Alain Ehrenberg: Das Unbehagen in der Gesellschaft 2011, Zygmunt Bauman: Flüchtige Moderne 2011 oder ebenfalls von Zygmunt Bauman: Retrotopia 2017) Der koreanische Philosoph Byung-Chul Han erklärt sich den enormen Anstieg psychischer Störungen in den Industrieländern damit, dass die Gesellschaft des 21. Jh. “nicht mehr die Disziplinargesellschaft, sondern eine Leistungsgesellschaft (ist). Auch ihre Bewohner heißen nicht mehr Gehorsamssubjekte, sondern Leistungssubjekte. Sie sind Unternehmer ihrer selbst.“ S.19 Weiter führt er aus: „An die Stelle von Verbot, Gebot oder Gesetz treten Projekt, Initiative und Motivation. Die Disziplinargesellschaft ist noch vom Nein beherrscht. Ihre Negativität erzeugt Verrückte und Verbrecher. Die Leistungsgesellschaft bringt dagegen Depressive und Versager hervor.“ S. 20. Seiner Analyse nach erleben immer mehr Menschen, dass sich „das Gefühl, ein endgültiges Ziel zu erreichen, nie ein(stellt) …. Der Leistungszwang nötigt es (das Subjekt) dazu, immer mehr Leistung hervorzubringen. So kommt es nie zu einem ruhenden Punkt der Gratifikation. Es lebt permanent in einem Gefühl des Mangels und der Schuld Da es letzten Endes mit sich konkurriert, versucht es sich selbst zu überholen, bis es zusammenbricht. Es erleidet einen psychischen Kollaps, den man „Burnout“ nennt. Das Leistungssubjekt verwirklicht sich zu Tode. Selbstverwirklichung und Selbstzerstörung fallen hier in eins.“ S. 70. Das Ende ist somit vorhersehbar: „Das Ich führt Krieg mit sich selbst. In diesem Krieg kann es keine Sieger geben, denn der Sieg endet mit dem Tod des Siegers. Das Leistungssubjekt zerbricht am Sieg.“ S. 83

Han folgend haben wir die Erwartungen und Leistungsansprüche der industriellen Welt vollkommen verinnerlicht. Wir sind nur dann noch mit uns zufrieden, wenn wir immer mehr, immer besser, immer schneller „liefern“. Anerkennung verdienen wir uns nicht mehr dadurch, dass wir die geäußerten Erwartungen unserer Vorgesetzten, Kunden und Kollegen erfüllen, sondern wenn wir sie – proaktiv – glücklich machen können. Diesen Anspruch erleben wir nicht mehr als einen Anspruch von außen, er ist zu einer Erwartung an uns selbst geworden. Unser Selbstwert ist mehr und mehr abhängig davon, ob wir in der Lage sind, im wahrsten Sinne „Unmögliches“ zu leisten. Gewöhnliches – kann jeder. Anerkennung (vgl. zum Begriff „Anerkennung“ Axel Honneth: Das Ich im Wir: Studien zur Anerkennungstheorie. Suhrkamp, Berlin, 2010) bekommt aber nur der, der auch dann nicht scheitert, wenn er sich Herausforderungen gegenübersieht, die nicht mehr zu meistern sind.

Der Teufelskreis ist also folgender:

1. Um vor uns selbst zu bestehen, uns selbst Anerkennung geben zu können, formulieren wir (am Ende übersteigerte) Erwartungen an uns, die wir zwar – mal ausnahmsweise – aber nicht generell erfüllen können.

2. Wir erfahren, dass wir diesen hochgesteckten Zielen nicht gerecht werden können, sind überfordert und erleben uns als defizitär und schwach.

3. Wir beginnen uns selbst abzuwerten, uns dafür zu geißeln, dass wir uns angesichts dieser Herausforderungen „so anstellen“.

4. Wir versuchen uns noch mehr anzustrengen, schwächen uns noch mehr, merken dass wir es nicht schaffen. Am Ende steht unser Scheitern, unser individuelles Versagen, und wir sind im Land des Burnout und der unendlichen Müdigkeit angekommen.

In einem weiteren Beitrag werde ich im 2. Teil darlegen, was angesichts dieser Situation getan werden kann.

neuer Film über die Reise in die Zukunft der Arbeit

Es gibt eine große Sehnsucht nach neuen Modellen und Möglichkeiten wie Erwerbsarbeit so aussehen könnte, dass sie menschengerechter, motivierender wird.

Diese Chancen zeigten bereits Filme wie „Meine wunderbare Arbeitswelt“, das Filmprojekt „Augenhöhe“ oder  „Musterbrecher – Der Film“.

Ab März 2018 läuft in Deutschland, Österreich und Schweiz ein neuer Film in den Kinos, mit dem Titel „Die stille Revolution – Der Kinofilm zum Kulturwandel in der Arbeitswelt.“
hier der Link für den Trailer:
www.die-stille-revolution.de

Der Titel ist dem 2016 erschienenen Buch von Bodo Janssen entnommen.
Wir begegnen hier „alten Bekannten“  wie dem Benediktinerpater Anselm Grün, dem Hotelbesitzer Bodo Janssen (Upstalsboom Weg) , dem Hirnforscher Gerald Hüther und dem ehemalige Lufthansa Personalvorstand Thomas Sattelberger.

Das was hier Mut macht, ist dass experimentiert wird – einen goldenen Weg gibt es sowieso nicht!

Von dem Weg in die „Burnout- und Müdigkeitsgesellschaft“

Wir haben die hochgesteckten Ansprüche unserer Leistungsgesellschaft bereits bestens verinnerlicht. Wir sind mit uns nur noch dann zufrieden, wenn wir immer mehr, immer besser, immer schneller „liefern“, wenn wir in der Lage sind, möglichst „online“ – per Knopfdruck – unsere Antwort zu „senden“. Dabei erleben wir diese Anforderung gar nicht mehr als „extern“ – von außen an uns gerichtet, sondern finden uns toll und sind mit uns im Reinen, wenn „es läuft“.
Diesen extremen Anspruch erleben wir nicht als Anforderung von außen. In unserem Erleben ist dies ein „Kampf“ mit uns selbst. Der Anspruch ist bereits internalisiert. Es reicht uns nicht unsre Arbeit gut zu machen. Wir machen unseren Selbstwert mehr und mehr davon abhängig, ob wir in der Lage sind, eigentlich Unmögliches zu leisten. Nach dem Motto „Gewöhnliches kann jeder“ – muß ich schon in der Lage sein, Herausragendes leisten, um mich zu akzeptieren   und um von meinem Umfeld überhaupt noch wahrgenommen zu werden.
Wohin das aktuell führt, ist das, was Byung-Chul Han als die Ergebnisse einer „neoliberale Psychopolitik“ beschreibt – hier nur ein paar Geschmacksproben:
„likes“ = heute „digitale Amen“, das Smartphone =  mobile Beichtstuhl, „heute  bitten wir nicht um Vergebung, sondern um Aufmerksamkeit“  – sehr hörenswert!!!