In seinem Vortrag aus der Veranstaltungsreihe „Hirnforschung, was kannst du? Potenziale und Grenzen“ von Gemeinnütziger Hertie-Stiftung und Frankfurter Allgemeinen Zeitung untersucht Gerhard Roth, wie die psychischen Prozesse im Gehirn entstehen, die uns empfindungsfähig und – schlussendlich – zum Menschen machen.
Warum finden Probleme, auf deren Lösung Menschen ihre ganze Kraft konzentrieren, dennoch keine Lösung? Anhand vieler anschaulicher Beispiele vermittelt der Psychoanalytiker und C.G. Jung-Schüler Paul Watzlawick in diesem Vortrag seine Thesen, die heute wie vor 20 Jahren sehr bedenkenswert sind.
In den Achtziger Jahren wurde Professor Dr. Paul Watzlawick durch zahlreiche Bücher wie „Anleitung zum Unglücklichsein“, „Irrwege und Umwege“, „Vom Schlechten des Guten“ oder „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ berühmt.
Zur Person Watzlawick:
Paul Watzlawick, geboren 1921, studierte in Venedig Psychologie und Fremdsprachen und promovierte 1949 zum Dr. phil. Von 1951 bis 1954 absolvierte er am am C.-G.-Jung-Institut in Zürich eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und Analytiker. 1957 übernahm er einen Lehrstuhl für Psychotherapie in El Salvador.
1960 holt ihn der amerikanische Schizophrenie-Experte Donald Jackson an das Mental Research Institute in Palo Alto/Kalifornien, wo er seither als Forschungsbeauftragter und Psychotherapeut tätig ist.
Ab 1976 lehrte er außerdem als Professor an der Stanford University, an der er heute noch als Emeritus liest. Professor Watzlawicks wissenschaftliche Arbeit gilt vor allem der Erforschung der menschlichen Kommunikation und ihrer Störungen. Als Vertreter des „Radikalen Konstruktivismus“ vertritt Watzlawick eine wissenschaftstheoretische Position, die menschliches Wissen um die „Wirklichkeit“ mehr oder weniger in Frage stellt.
Ausgewählte Veröffentlichungen Watzlawicks:
– (zus. mit John H. Weakland, und Richard Fisch) Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Handelns. Huber Verlag, Bern, 1974
– Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen. Piper Verlag, München, 1976
– Die Möglichkeit des Andersseins. Zur Technik der therapeutischen Kommunikation. Huber Verlag, Bern, 1977
– Gebrauchsanweisung für Amerika. Piper Verlag, München, 1978
– Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? Piper Verlag, München, 1981
– Anleitung zum Unglücklichsein. Vom Schlechten des Guten. Piper Verlag, München, 1983
– Vom Schlechten des Guten oder Hekates Lösungen. Piper Verlag, München, 1986
– Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. Picus-Verlag, Wien, 1992
– Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen : über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit. Piper Verlag, München, 2006
Der Vortrag wurde am 25.02.2007 vom swr ausgestrahlt.
Veröffentlicht am 15.07.2015
Anders als in der klassischen Neurochirurgie geht es in der Abteilung für Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg nicht darum, das Schädelinnere freizulegen, um krankhaftes Gewebe zu entfernen. Prof. Dr. Volker Arnd Coenen, Ärztlicher Leiter der Stereotaxie, und seine Mannschaft versuchen, aus dem Takt geratene Gehirnzellen mittels kleiner Stromstöße aus Elektroden wieder auf Linie zu bringen. In der Behandlung von Parkinson- und Epilepsiepatienten ist diese so genannte tiefe Hirnstimulation längst gängige Praxis. Bei der zweiten Freiburger Abendvorlesung zum Thema „Gehirn und Technik: Das gelenkte Gehirn? Hirnschrittmacher bei Depression und anderen psychiatrischen Erkrankungen“ berichtet Prof. Coenen von ersten Ergebnissen in der Behandlung von Epilepsie- und Parkinsonpatienten mit der tiefen Hirnstimulation. Im Video sehen Sie seinen Vortrag vom 8. Juli 2015.
Eine wirksame Pille gegen das Altern hat noch niemand erfunden. Mit den richtigen Strategien aber lassen sich im Alter Schwachstellen kompensieren. Zum Glück bleibt das Gehirn formbar bis ins hohe Alter. Prof. Dr. Mathias Berger und PD Dr. Stefan Klöppel, beide von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, sprechen bei der dritten Freiburger Abendvorlesung 2015 zum Thema „Gehirn und Alter – Verlust oder Gewinn? Wie unser Gehirn älter wird“. Im Video sehen Sie den Vortrag vom 15. Juli 2015.
„Ein Professor an der New York Columbia-Universität hatte einen Ruf von Harvard bekommen und er konnte sich nicht entscheiden: Sollt er gehen, bleiben, annehmen?
Ein Kollege nahm ihn beiseite und fragte, „was ist denn dein Problem?“
Maximiere doch ganz einfach deinen erwarteten Nutzen, das schreibst du doch immer in deinen Büchern!
Erschöpft antwortete der Professor: „Hör auf damit, DAS IST JETZT ERNST!!“
Die Experimente, die als Beweis dafür dienen sollen, dass unser Gehirn hinter den Kulissen die Führung übernimmt, führte der amerikanische Physiologe Benjamin Libet (1916-2007) in den 1980er Jahren an der University of California in San Francisco durch. Er bat Versuchspersonen, auf deren Kopf er Elektroden angebracht hatte, zu einem willkürlich gewählten Zeitpunkt eine Hand zu bewegen. Die von den Elektroden aufgezeichneten Aktivitätsschwankungen zeigten ein so genanntes Bereitschaftspotenzial an, das schon rund eine halbe Sekunde vor der willkürlichen Handbewegung auftrat. Doch den Probanden wurde ihre Absicht, die Hand zu rühren, laut einer parallel laufenden Zeitmessung erst eine Viertelsekunde vor der Ausführung bewusst. Daraus schloss Libet, dass das Gehirn den Entschluss zur Handbewegung bereits gefasst hatte, bevor dieser ins Bewusstsein trat. Das schien zu besagen: Unbewusste Hirnprozesse trafen die Entscheidung.